Svalbard - Geografie ...

Svalbard stammt aus dem Sprachgebrauch der Wikinger, bedeutet "Kalte Küste" und ist der offizielle Namen für den Inselarchipel, der im Nordpolarmeer zwischen 74° und 81° N sowie 10° und 35° O liegt und häufig als Spitzbergen bezeichnet wird. Spitzbergen ist jedoch nur der Name für die Hauptinsel des Archipels, der zudem aus Nordaustlandet, Sjuøyane, Edgeøya, Barentsøya besteht. Weiterhin werden die isoliert liegenden Inseln Kong Karls Land und Hopen im Südosten, Bjørnøya im Süden und die größtenteils vergletscherte Kvitøya weit östlich von Nordaustlandet Svalbard zugeordnet. Die Gesamtfläche beläuft sich auf 61723 km². Davon entfallen 37673 km² auf Spitzbergen, 14443 km² auf Nordaustlandet, 5074 km² auf Edgeøya und 1288 km² auf Barentsøya.

Wenn es auch immer wieder erwähnt wird, dass möglicherweise die Wikinger den Inselarchipel als erste erreicht haben, so gibt es bis jetzt keinerlei Beweise dafür. Erst 1596 wurde die Inselgruppe durch den Holländer Willem Barents bekannt. Er prägte den Begriff Spitzbergen, der von den schroffen und spitzen Bergen an der Nordwestküste abgeleitet wurde.

Angesichts der nördlichen Lage Svalbards ist das Klima an der Westküste Spitzbergens gemäßigt arktisch, was auf den Westspitzbergenstrom als einer der letzten Ausläufer des Nordatlantikstroms zurückzuführen ist. Wenn an der Westküste (Kapp Linné) die kälteste Monatsdurchschnittstemperatur nur -12,2 °C beträgt, so fallen die Temperaturen mit zunehmender östlicher Länge deutlich ab. Charakteristisch für Svalbard sind die großen Temperaturschwankungen, die zwischen 30 und 40 °C betragen können - teilweise innerhalb weniger Stunden. Während die Mitternachtssonne vom 21. April bis zum 23. August zu sehen ist, beginnt ab dem 26. Oktober die Zeit der ständigen Dunkelheit, die Polarnacht. Sie dauert bis zum 16. Februar.

Gletscher gehören zum typischen Landschaftsbild Spitzbergens. Immerhin sind ca. 60 Prozent des Landes mit Eis bedeckt. Während im westlichen Teil Spitzbergens hauptsächlich Talgletscher vorzufinden sind, werden die östlichen Tafellandschaften überwiegend durch Plateaugletscher geprägt. Die Ausmaße erreichen auf Nordaustlandet solche Dimensionen, dass dort häufig nicht mehr von Gletschern gesprochen wird, sondern von einer Inlandvereisung. Nach den Inlandeismassen in der Antarktis und auf Grönland ist sie die drittgrößte Inlandvereisung der Erde. Ihre ca. 200 km lange Eisabbruchkante ist die größte der Nordhalbkugel und wird weltweit nur noch durch die Schelfeiskante der Antarktis übertroffen. Weiterhin wird auf Spitzbergen zusätzliches zu dem normalen Fließen des Gletschereises immer wieder ein schnelles Vorwärtsbewegen von Gletschern beobachtet, welches mit "surging" bezeichnet wird. Während eines "surges", der oft ein bis zwei Jahre dauert, vervielfacht sich die Fließgeschwindigkeit, so dass ein Gletscher in dieser Zeit um etliche Kilometer vorstoßen kann. Dieser Vorgang geschieht durch das abrupte Loslösen eines Gletschers von seinem Gletscherbett und kann durch vermehrtes Schmelzwasser unter dem Gletscher verursacht sein. Durch die kleinen und größeren Vorstöße, aber auch Rückzug einzelner Gletscher verändert sich das Landschaftsbild Svalbards permanent. Der Permafrost auf Svalbard reicht bis in eine Tiefe von 100 bis über 400 m. Lediglich die oberste Schicht von 1-1,5 m taut im Sommer auf.

Durch die klimatischen Bedingungen lassen sich auf Svalbard nur niedrig wachsende Pflanzenarten finden. An geschützten Stellen wachsen neben Flechten und Moosen auch Gräser, Farne und kleine Blumen. Unter den Bäumen ist lediglich die Polarweide anzutreffen. Dafür ist die Fauna umso vielfältiger. Neben unzähligen Seevögel, Robben, Rentiere und Polarfüchse findet sich hier auch das Reich des Eisbären, der seit 1973 unter strengem Schutz steht.

 

... und Geschichte

Der gewaltige Tierreichtum zog in früheren Jahrhunderten die Walfänger und Robbenschläger bis in die Arktis, nachdem in den südlicheren Meeresgebieten durch die Überjagung immer weniger Wale zu finden waren. Auf der Amsterdamøya unterhielten niederländische Walfänger die Walfangsiedlung Smeerenburg. Nachdem auch hier die Walpopulationen deutlich geschrumpft waren, wurde es wieder etwas ruhiger um Svalbard. Es folgte eine Zeit, in der die Inseln einzelnen Jägern, Fallenstellern, Forschern und Abenteurern gehörten.

Nach dem Svalbard-Vertrag von Sèvres am 9. Februar 1920 wurden die Inseln Norwegen zugesprochen. Seit dem 14. August 1925 wurde hier die staatliche Autorität Norwegens errichtet. Alle 39 Staaten, die den Vertrag unterzeichnet haben, sind berechtigt, den Archipel wirtschaftlich zu nutzen. Davon machen jedoch lediglich Norwegen und Russland Gebrauch, indem sie Kohle abbauen. Inzwischen ist vor allem die norwegische Bevölkerung vorwiegend in der Forschung oder der Tourismusbranche bzw. in anderen Dienstleistungsbereichen beschäftigt.

Link zu einem sehr interessanten und ausführlichen Artikel von Ole Humlum, UNIS, Department of Geology, Svalbard, Norway über Svalbard, der sowohl Geographisches als auch Historisches enthält:

A Geographical-Historical Outline of Svalbard