Reiseberichte 2004

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Südnorwegen

Oktober 2004: Schon im Jahr zuvor hatte ich für den Herbst eine Fahrt nach Norwegen geplant, die ich dann jedoch wieder gestrichen habe, da ich einfach zu viel Arbeit hatte. Endlich war es aber nun so weit: Es geht es wieder Richtung Norwegen. Dieses Mal aber nicht wie gewohnt alleine, sondern mit zwei Freunden, für die es der erste Norwegenaufenthalt sein soll.

Die Anreise erfolgte wie bereits seit langem üblich über die A7 in Deutschland, die E45 in Dänemark bis nach Frederikshavn und von hier aus mit der HSS Carisma von StenaLine nach Göteborg in Schweden. Von der E6 zwischen Göteborg und Oslo abzweigend, folgten wir nach der Überfahrt über den Oslofjord zwischen Moss und Horten der E134 nach Westen über das stätherbstliche Haukelifjell, auf dessen höheren Lagen bereits Schnee lag. Während der Fahrt waren wir so von der Landschaft fasziniert, dass wir die Abzweigung ins Setesdal verpassten. Nach einer Wanderung am nächsten Tag wählten wir in Røldal die südliche Variante, da wir zwar auf das Setesdal verzichtet aber nach wie vor geplant hatten, Stavanger einen Besuch abzustatten.

   

Besonders die Altstadt Stavangers ist mit ihren alten, schmalen Gassen und den sehr schön renovierten Holzhäusern wirklich sehenswert. Während meiner Fotosession in der Altstadt kam mir der Gedanke, dass gerade hier Nachtaufnahmen interessant sein würden. Nachdem Alex und Karmo mehr oder weniger die gleiche Idee hatten, dehnten wir unseren Besuch etwas aus, um dann am nächsten Tag wieder Richtung Norden zu fahren. Die geplante Wanderung zum Preikestolen über dem Lysefjord vertagten wir aufgrund eines heftiges Sturmes mit Regen im weiteren Verlauf der Nacht auf einen späteren Norwegenaufenthalt.

Ebenso wie in Stavanger gestalteten wir unseren Besuch Bergens so, dass wir in Bergen auch Fotos von der nächtlich beleuchteten Stadt bekommen konnten. Bergen gehört für mich nach wie vor zu den schönsten Städten Norwegens. Interessantes gibt es in Bergen genug zu entdecken: Der Fischmarkt gehört ebenso zu den obligatorischen Sehenswürdigkeiten wie das ehemalige deutsche Hanseviertel. Von dem Berg Fløyen oberhalb Bergens hat man einen sehr guten Überblick über die Stadt und kann sogar den Sonnenuntergang beobachten - vorausgesetzt, man erlebt Bergen nicht im Regen.

 

Die nächste Station unserer Reise sollte der Aurlandsfjord sein. Wir hatten vor, den Aurlandsvegen zu befahren, den ich von meinem Aufenthalt im Sommer schon kannte. In Aurland angekommen, überraschte uns das Schild, das verkündete, dass die Straße geschlossen sei, zu der fortgeschrittenen Jahreszeit (zweite Oktoberhälfte) nicht besonders. Dennoch versuchten wir es, und konnten auch bis auf eine Höhe von 1000 m ü. NN gelangen. Dort war zwar die Schranke geschlossen, aber ein kleiner Platz neben der Straße bot sich optimal zum Übernachten an. Am nächsten Tag strahlte die Sonne über einer Schneelandschaft in einem blauen Himmel. Nachdem wir den Tag in der Umgebung verbracht hatten, entschlossen wir uns zu einer weiteren Übernachtung an dieser Stelle, da wir eine Nachtwanderung auf das Fjell geplant hatten. Diese Nachtwanderung ist für mich das absolute Highlight dieser Herbsttour. Etwa eine Stunde nach Sonnenuntergang ging der Vollmond über einer fantastischen Schneelandschaft auf. Während der sternenklaren Nacht sank die Temperatur bis auf -12 °C. Auf dem Fjell bot sich das Bild ein unwirklich erscheinenden Mondlandschaft, in der sich durch den hellen Mondschein und die glasklare Luft selbst in einigen Kilometern Entfernung noch Details ausmachen ließen. Der Gebirgsbach an unserem Übernachtungsplatz, der bei Sonnenuntergang noch eisfrei war, trug am nächsten Morgen eine vier bis fünf Zentimeter dicke Eisschicht. Lediglich in der Mitte hielt schnell fließendes Wasser eine Rinne offen.

Damit der Besuch der im Jugendstil erbauten Stadt Ålesund nicht aus der Reihe fiel, verlängerten wir auch hier unseren Besuch so, dass wir vom Aussichtsberg Aksla östlich des Stadtzentrums aus Fotos von der nächtlich beleuchteten Stadt machen konnten. Inzwischen bin ich der Meinung, dass man jede Stadt nicht nur am Tag, sondern auch in der Nacht erlebt haben sollte.

 

Da wir während dieser Herbsttour zudem noch Oslo einen Besuch abstatten wollten, mussten wir uns nach Ålesund wieder nach Süden wenden. Wie in den anderen Städten zuvor nutzten wir unsere ganze letzte Zeit in Norwegen aus, uns Oslo bei Nacht anzuschauen und auch zu fotografieren. Den für Norwegenfans schon fast obligatorischen Besuch des Fram-Museums ließen wir natürlich nicht aus. Die Fram wurde von 1893 bis 1912 von norwegischen Forschern genutzt, um die Polargebiete zu erkunden. Von 1893-1896 wollte Fridtjov Nansen - der die Fram bauen ließ - damit die Eisdrift des Eismeeres in der Arktis erforschen.

 

Die Fram hatte einen unüblichen runden und unglaublich stark gebauten Rumpf, der darauf ausgelegt war, dass das Schiff bei Eispressungen vom Eis emporgedrückt und nicht zermalmt werden sollte, wie dies schon bei vielen Schiffen der Fall gewesen war. 1898 bis 1902 untersuchte Otto Sverdrup mit der Fram die Inseln der Arktis bevor Roald Amundsen sie von 1910 bis 1912 für seine Antarktisexpedition einsetzte, in deren Verlauf er als erster den Südpol erreichte.