Reiseberichte 2006 & 2007

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Svalbard 2006

Auf Svalbard angekommen, fühlte ich mich endlich wieder zu Hause. Der schönste Tagestrip, den ich bis jetzt auf Svalbard erlebt habe, war die Tour zum Trollsteinen. Von der Endmoräne des Longyearbreens geht es vorbei am Sarkofagen hinauf zum Larsbreen, der von West nach Ost überquert wird. Auf der Ostseite geht es dann ein sehr steiles Geröllfeld hoch, bevor man über einen Grat den Trollsteinen ereicht. Während unseres Aufstiegs wurde das Wetter immer besser, so dass wir blauen Himmel und Sonnenschein hatten. Vom Grat aus konnten wir auf die Wolken im Endalen blicken. Wir hatten das Glück, unsere Pause am Trollsteinen bei Sonne, blauem Himmel und Windstille zu genießen. In der Zwischenzeit hatten sich auch die Wolken im Westen verzogen, so dass wir freien Blick zum Nordenskiöldtoppen hatten. Nach dem Abstieg querten wir den Rücken von Larsbreen zum Longyearbreen, dem wir bis seinem Ende folgten, wo sich viele Fossilien finden lassen.

     

    

Die Ultimate Trekkingtour von Spitsbergenn Travel begann dann mit einem Aufstieg auf das Platafjellet und einem Cityrundgang mit unseren Guides Merete und Øystein.

Meine erste Spitzbergentour 2002 war die Adventure Cruise mit der Nordstjernen von Spitsbergentravel. Bereits damals hat mich der alte Coastel Steamer fasziniert. Dieses Jahr brachte uns die 50 Jahre alte Nordstjernen ins Trekkingcamp I in Raudfjorden. Noch am ersten Tag besuchten wir im Isfjord Barentsburg. In der russischen Bergbausiedlung leben und arbeiten 2006 ca. 650 Menschen. Auf dem Weg nach Norden hatten wir an der Nordwestküste von Spitzbergen die Gelegenheit für zwei Landgänge bei Sallyhammna und Alicahamna. Vor dem Erreichen des Trekkingcamps überquerten wir den 80. Breitengrad Nord.

     

Am ersten Tag führte unser Hikingtrip auf das Solanderfjellet und einige weitere Gipfel, die zum Teil keinen Namen haben. Der Rückweg erfolgte entlang des östlichen Ufers des Raudfjorden. Der zweite Tag brachte uns ein einmaliges Erlebnis. Unser Trip führte durch ein langgestrecktes Tal zum Breibogen. Dort entdeckten wir einen Eisbär, der von einem verendeten Walross nicht weit von uns entfernt fressen wollte. Zielstrebig kam er um die Bucht auf uns zu. Dabei blieb er immer wieder stehen um Witterung aufzunehmen. Am Walross angekommen, sicherte er sich vorsichtig ab, bevor er zu fressen begann. Viel war von dem Walross allerdings nicht mehr übrig. Immer wieder kam der Bär die Böschung hoch um sich zu vergewissern, ob nicht ein anderer Bär in der Nähe ist. Tatsächlich kam noch einer aus einer Bodenmulde nicht weit entfernt von der Stelle, an der wir uns Lunch hielten. Wir hatten ohne es zu wissen wahrscheinlich nicht mehr als 100 m entfernt von einem Eisbären eine Pause gemacht. Es war ein großer und älterer Bär. Er war nicht an dem Walross interessiert und trottete in die andere Richtung davon. Genau in die Richtung, in der unsere zweite Gruppe ein Feuer am Strand entfachte. Als diese den Bären bemerkte, schlossen sie sich uns wieder an, damit der alte Bär nicht zwischen unsere Gruppen gelangt. Mit den anderen zusammen konnten wir den jüngeren Bären über eine halbe Stunde beim Fressen beobachten. Zweimal richtete er sich auf die Hinterbeine auf, um über die Böschung hinwegsehen zu können. Es ist faszinierend, aus ca. 70 bis 80 Meter Entfernung einen Eisbären beim Fressen beobachten zu können - vor allem dann, wenn der Situation so ruhig und friedlich verläuft. Zur gleichen Zeit hatte die Gruppe auf der M/V Polar Star auf Storøya dagegen eine unerfreuliche Begegnung mit einem Eisbären. Ein alter und abgemagerter Bär kam auf die Gruppe zu und ließ sich auch durch Warnschüsse nicht vertreiben. Als er sich trotz aller Abwehrmaßnahmen bis auf vier Meter an die Gruppe genähert hatte, musste er erschossen werden. Von offizieller Seite wird vermutet, dass der Bär krank war und daher keine Beute mehr jagen konnte. Unser großer Bär kam in der Zwischenzeit am Strand entlang auf uns zu, so dass wir uns zurückziehen mussten, um nicht ziwschen zwei Eisbären zu geraten. Auf der Rückzug folgte uns der erste Eisbär ein Stück um sich dann wieder dem Walross zuzuwenden.

     

      

Unser Rückweg führte durch ein sehr schönes und wildes Tal, das parallel zu unserem Tal verlief. An diesem Tag legten wir ca. 20 km zurück, die angesichts des schwierigen Terrains entsprechend zu werten sind. Insgesamt waren die Anforderungen an die Trittsicherheit und das Gehen auf diesem schwierigen Terrain relativ hoch. Zudem ist das Gehtempo beim "Norwegian-Hiking-Style" wesentlich höher als es die meisten Mitteleuropäer gewohnt sind.

Am dritten Tag führte unser Weg in den inneren Teil des Raudfjorden. Unser Ziel war der Raudfjordbreen. In der Nähe des Gletschers machten wir uns nach einer Pause auf den Rückweg, da es immer stärker zu regnen begann. Der Rückweg erfolgte im für Spitzbergen nicht seltenen Nieselregen.

Am letzten Tag führte unser Trip zur "Trapperhalbinsel". Hier hatte der Trapper Erik Mathilas aus Tromsø gelebt. Nachdem er sein Boot in einem Sturm verloren hatte, war er so deprimiert, dass es mit seinem gesundheitlichen Zustand immer schlechter wurde. Zwei andere Trapper, die ihn besucht hatten, konnten nichts mehr für ihn tun. Bei ihrem nächsten Besuch war er bereits an Entkräftung und Skorbut gestorben. Sie begruben ihn unter einem großen Steinhügel nicht weit von seiner Hütte entfernt mit Ausblick auf den Fjord - genau wie die Wikinger früher ihre Häuptlinge bestatteten. Er stammte aus einer wohlhabendenden und angesehenen Familie in Tromsø. Ebenfalls nicht weit entfernt befindet sich das Grab eines Pomoren.

     

Die Short-Hiking-Gruppe machte es sich weiter nördlich am Ufer des Raudfjorden an einem Feuer gemütlich, die Long-Hiking-Gruppe bestieg noch zwei weitere Gipfel.

In der Nacht wurden wir dann wieder von der Nordstjernen aufgenommen, die uns dann Richtung Blomstrand shuttelte. Vorher gingen wir bei Redingerpynten an Land, um uns bei unserem Landgang die Vogelfelsen und die hängenden Gärten zu betrachten. Weiter führte der Weg zum Fortende Julibreen, wo wir wieder von den Zodiacs abgeholt wurden.

Unsere nächste Station war die Forschungssiedlung Ny Alesund. Der Kohlebergbau wurde hier 1962 nach einem Grubenunglück eingestellt. Die Sicherheitsmaßnahmen waren relativ gering und der Abbau der Kohle durch die sehr schräg liegenden Kohleflöze wesentlich schwieriger als im Adventdalen. Das Unglück führte letztendlich sogar zum Rücktritt der norwegischen Regierung. Heute ist Ny Alesund eine reine Forschungssiedlung.

Unser Trekkingcamp II lag direkt am Strand in der Nähe des Blomstrandbreens. Immer wieder strandeten größere Eisschollen nach dem Kalben bei uns am Strand. Am ersten Tag erkundeten wir das Kongsfjordhallet - eine Küstenlandschaft, die einer Mondlandschaft gleicht. Hier wird deutlich, dass Spitsbergen zu großen Teilen eine polare Kältewüste aufweist. Anschließend führte uns unser Trip mit Merete auf das Nordvagfjellet, das etwas über 400 Meter hoch ist.

    

    

    

Am nächsten Tag machten wir uns mit Øystein auf den Weg zum Olssonfjellet, dessen zwei Gipfel 915 bzw. 925 m hoch sind. Nach dem Anmarsch durch die Mondlandschaft des Kongfjordshallets folgte der steile Anstieg bis auf knapp 500 m ü. NN. Auf einem Sattel machten wir an einer windgeschützten Stelle eine größere Rast, bevor wir den Grat, der zum Olssonfjellet hinaufführt, in Angriff nahmen. Auf der linken Seite hin fallen die Felswände senkrecht ab und die rechte Seite ist überwiegend sehr steil. Trittsicherheit und Schwindelfreiheit sind hier unersetzlich. An einigen Stellen müssen leichte Kletterpartien absolviert werden, ehe man dann entlang des Blomstrandfonnas über Geröll- und Eis auf das Olssonfjellet gelangt. Der Abstieg erfolgte nicht über den Grat, sondern über ein sehr steiles Schneefeld, das sich in einer Felsrinne zu Tal zieht. Immerhin konnten wir 300 Höhenmeter in wenigen Minuten abfahren.

   

    

Der dritte Hikingtrip hatte den Blomstrandbreen zum Ziel. Bereits am Tag vorher hatte jeder die Steigeisen an seine Trekkingschuhe anzupassen und den Klettergurt sowie einen Eispickel auszusuchen. Am Gletscher angekommen, legten wir die Steigeisen an, um über die spaltenfreie Randzone weiter auf den Gletscher aufzusteigen. Bevor es dann in die Spaltenzone ging, mussten wir uns anseilen. Øystein führte die erste Seilschaft an, Havard die zweite. Auf einem schmalen Sims aus Eis ging es an einem kleinen tiefblauen See in einer Gletscherspalte vorbei in die Bruchzone des Gletschers. Das Labyrinth aus Spalten und Eistürmen ist um ein Vielfaches beeindruckender wenn man sich selbst darin befindet als wenn man beispielsweise von einem Gipfel auf diese Eislandschaft herabschaut.

    

Am vierten Tag wurden wir nach einem gemütlichen Vormittag wieder von der Nordstjernen abgeholt. Eine letzte Landung erfolgte in bei New London gegenüber von Ny Alesund, wo Mansfield in den zwanziger Jahren des letzten Jahrhunderts Marmor abbauen wollte und es auch getan hat. Als aber die erste Schiffladung in London ankam, erwies sich die Qualität des Marmors als so schlecht, dass der Abbau eingestellt wurde. Noch in der gleichen Nacht legte die Nordstjernen wieder in Longyearbyen an.

Eine weitere Tour führte mit dem Zodiac in den Tempelfjorden zur Villa Fredheim. In dieser Trapperstation lebte Hilmar Nois mit seiner ersten und zweiten Frau. Auf dem Weg konnten wir bei den Birdcliffs von Diabasodden noch einige Papageientaucher beobachten. Allerdings waren die meisten Vögel bereits auf See und nicht mehr in den Felsen.